Deine Blicke

Oh, schau mal, ja 
Ja genau
Da, 
Große, busige,
Schlanke, 
Frau 
Perfekte Haut


Du kaust erregt

auf bebend feuchten Unterlippen,

deine kippengelben Finger

tippen ungeniert nach unzensierten

Striptease-Videoclips

Die du vernascht wie

Erdnussflips

Dort sitzt.

Du.

Mit Tits, Hips, und

erhitzt erregten Wangen,

lebst deinen Sextrieb

wie selbstverständlich, als wenn

nicht schändlich öffentlich 
und


Ich stehe.

Hier.

Neben dir.

Ich sehe dich.

Von schräg oben

über deine Schulter

an 

Und ich kann

sie riechen 

Deine Gier

Du hast zum Glück

noch so viel

Anstand an dir,

dass du nicht wie ein

lüsternes sabberndes Tier

hier vor all den andern Passagieren

auf allen Vieren kriechst

und dich an fremde Schenkel

schmiegst


Ich stehe neben dir

und sehe wie du

auf deinen Bildschirm stierst

In kleinen Videofenstern

stark befremdlich

entblößte Frauenkörper

in obszönen Positionen

inspizierst

In deinen Spieltrieb

dich verlierst


Du schaust auf 
Nicht zu mir
Nein, zu ihr,

die gerade dazu steigt
Du musterst sie,

entledigst sie

gedanklich aller Kleider,

deine Blicke maßgeschneidert

tasten über ihren und noch

viele andre Leiber


Deine Blicke

reißen Reißverschlüsse auf, 

Deine Blicke

gleiten schamlos

über Beine, Po und Brüste, 

Als ob niemand andres sähe,

als wenn keine jemals wüsste, 

Dass du sie objektifizierst,

in ihren Schößen dich verlierst,

und du 

genierst dich einen Dreck

selbst wenn du merkst,

dass sie es merken 


Sie spürn‘ die unsichtbare Nacktheit

die du ihnen auf den Leib schaust, 

Ihnen damit ihre Zeit

versaust, 


Fass sie nicht an,

keine,

mit deinen Augen,

nein,

auch nicht,

wenn sie Stilettos tragen,

unechten Pelz am Kragen haben,

auch nicht,

wenn man mal Nippel sieht,

auch nicht,

wenn sich die Lederhose

so harmonisch

an Oberschenkel schmiegt,

und auch nicht,

wenn der Ausschnitt

tiefer liegt,

 

Fass sie nicht an 

Mit deinen Blicken

Fixier sie nicht

durch dein Visier wie ein Jäger

ein schutzloses Beutetier,

dass sich allein

unter den Blicken windet

Auch wenn niemand dich

davon abhält,

auch wenn sich

niemand dir in die Schusslinie

stellt und deine ungezügelte

Lust an ihrem/ an seinem Frust

abprellt


Denn eine Frau ist

kein Schauobjekt,

kein Lutscher,

an dem man beliebig

leckt,

kein Spielzeug,

dass sich deinen Händen beugt,

und man stundenlang

beäugen kann

 

Sie ist wie du.

Sie ist Subjekt.

Und alles was sie ist,

ist sie nur für sich,

hat nichts, was sie vor dir

versteckt. 

 

Also lass es mich dir

noch einmal sagen,

weil ich es nicht mehr

er- und an- und in- und mit mir tragen

kann:


Reiß dich zusammen, 

denn

Ich stehe

neben dir

und deine Gier,

sie 

Ekelt

Mich

An

– entstanden im November 2022, Madrid –