Ich bin Koi – und warum ich’s bereu
Ich bin ne Zierkarpfenart,
die um drei Vielfache aparter ist
als jeder Guppy, jede Schmerle,
ich bin ne schuppig-zarte Perle
Mich gibts gefleckt, gestreift und scheckig,
streckst du mir deine Hand zu schleck ich dir
wie ein wildgewordnes Tiefseetier
die Hand und knabber an deinen Knöcheln
Das bringt die Flosse fast zum köcheln
Mhhh Menschenschuppen, Fingserkuppen,
Kinderhände mit Waffelrestspenden
Kraulen mich unter der Kieme
Wir sind Delfine für den Gartenteich,
So possierlich sanft und samtig weich …
… wär da nicht diese Kleinigkeit,
die uns fast in den Wahnsinn treibt
Denn ist ein Koi im Liebesfieber,
kribbelts ihm gleich in allen Greten,
erst singt der Fischmund Liebeslieder,
dann murmelt er nur noch betreten.
Woran das liegt, wollt ihr jetzt wissen?
Der Koi hat Herpes und darf nicht küssen!
Das Phänomen, schon gut vertraut,
hat schon die besten Dates versaut
Ein heißer Hecht schrie ganz verschreckt:
Fast hättest du mich angesteckt!
Und es skandierten Bachforellen:
Du hast bestimmt auch Salmonellen!
Verstört verdrückte sich die Plötze:
Kein Bock auf deine Karpfenkrätze!
Und selbst ein abgebrühter Hecht gab zu:
Boah, sorry, mir wird schlecht!
Auch der Flunder war das zu viel,
statt Küsse gab sie Fenistil
So gehts dem Koi mit allen Fischen
– höchstens mal kuscheln – niemals küssen
Doch einmal hats dem Koi gereicht,
Er schmollte rum im Karpfenteich,
und sah in seinem Herpesblues,
einen komplett verwarzten Fuß
Der nem feschen Herrn gehörte
Der gerade eine Frau betörte
Die sich an Warzen – wohl nicht störte
Der Koi verstand: Gelutscht der Drops
und Schluss mit all den Herpesflops
Und küsste fortan Lustgenossen
Mit liebevollen Hinterflossen
– entstanden im Juli 2022, Biotop des Unicampus Griebnitzsee –